Akustikversiegler

Viele der baulichen Tätigkeiten zuletzt haben ein akustisches und luftdichtes Versiegeln erfordert, z.B. das Abdichten der outer leaf Bohrungen für die Außenleuchten oder der OSB- und Gipskarton-Stöße der Dachablauf-Boxen. Wir haben lange nach einem geeigneten Akustikversiegler gesucht, da die meisten empfehlenswerten von amerikanischen Herstellern sind und auf dem europäischen Markt nur schwer oder zu überteuerten Preisen zu bekommen sind.

1 | Details & Eigenschaften

Bei dem Produkt handelt es sich um Sikaflex 11FC+. Eine 300 ml Kartusche kostet etwa 5-6€. Es handelt sich um ein Kombiprodukt, nämlich Allzweck-Klebstoff für sämtliche Materialien als auch Dichtungsmasse. Es gibt es in weiß, grau und schwarz. Wir haben schwarz gewählt, weil man somit einen guten visuellen Indikator hat, welche Stellen man beim Verarbeiten schon erwischt hat, da wir auf hellen Oberflächen wie OSB, Holz, etc. arbeiten. Wegen seiner Eigenschaft als Klebstoff und Dichtungsmasse sowie seinen guten akustischen Eigenschaften nenne ich es gerne liebevoll Akustikversiegler. Das Produkt ist nicht per se als Akustikversiegler konzipiert, sondern eher als Allround-Dichtungskleber, hat sich aber über die Jahre in der Studiobauszene als ein solcher etabliert.

Das Material härtet nie fest aus, sondern bleibt in einem elastischen gummi-artigen Zustand, ähnlich wie man es von Silikon kennt. Es sieht nach dem Aushärten leicht glänzend-nass aus. Es haftet hervorragend an allen möglichen, insb. aber porösen Oberflächen und gewährleistet eine dichte Verbindung. Im Gegensatz zu Silikon wird es nicht rissig oder spröde. Es braucht etwa 48 Stunden zum „aushärten“. Da das Zeug quasi magisch und äußerst widerstandsfähig an einfach allem klebt, ist das Verarbeiten einerseits relativ einfach, andererseits muss man etwas aufpassen, denn das Zeug bekommt man auch nach mehrfachen Händewaschen mit Seife und Bürste nur sehr schwer von Haut und Nägeln ab. Ich empfehle Gummihandschuhe. Da es das Produkt mehr oder weniger unverändert schon seit einigen Jahrzehnten gibt, gibt es bereits Langzeiterfahrungen. In Studios, welche in den 80er Jahren damit versiegelt wurden, ist der Akustikversiegler bis heute unverändert und integer im Einsatz.

Mit 1,35 Tonnen pro Kubikmeter ist es hinsichtlich seiner Dichte mehr als doppelt so schwer wie Holz (KVH 0,4-0,5 t/m³, OSB 0,6 t/m³) und mehr als 1,5-fach so schwer wie Gipksarton (Knauf GKF 0,8 t/m³). Lücken und Spalten damit zu füllen stellt also rein raumgewichtsbezogen die Masse an diesen Stellen mehr als adäquat wieder her.

Auf dem Bild unten sieht man das Prinzip alle Stöße mit dem Kleber abzudichten. Dies wird bei allen möglichen Materialstößen und -übergängen so gemacht, um später Raumgewicht und Luftdichtigkeit zu gewährleisten.

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Auch werden alle Löcher für Kabeldurchführungen mit ausreichend Sikaflex versiegelt – möglichst von beiden Seiten. Leichtes Andrücken mit einem Finger (Handschuhe!) sorgt dafür, dass sich der Kleber in kleine Ritzen und Öffnungen festsetzt und es keine ungewollten Lufteinschlüsse gibt. Die Auftragsdicke sollte entsprechend der Dichte des Werkstücks (siehe oben) zwischen einem Drittel und der Hälfte des entsprechenden Werkstücks liegen.

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Durch seine Elastizität ist der Akustikversiegler insbesondere in Kombination mit Holz sinnvoll einzusetzen, da es dem Arbeiten von Holz (dynamische Dimensionsschwankungen aufgrund von Temperatur und Luffeuchte) entgegenkommt, indem es sich bei Veränderungen flexibel und rissfrei anpassen kann und weiterhin die Luftdichte gewährleiten kann.

2 | Besser als Green Glue?

Noch eine Zusatzinfo für Kenner: Es handelt sich hier um einen Versieglungskleber. Dies ist nicht vergleichbar mit dem typischen Green Glue Noiseproofing Compound, welchen man benutzt um zwei Beplankungsschichten zu entkoppeln. Also bitte nicht inhaltlich vermischen oder verwechseln!

Von Green Glue gibt es jedoch auch einen Versieglungskleber (Green Glue Noiseproofing Sealant), welcher aber weniger bekannt und unter Studiobauern und in den einschlägigen Foren im Gegensatz zu deren Noiseproofing Compound keinen so guten Ruf genießt und offenbar weniger empfehlenswert als sein großer Bruder ist. Sikaflex kostet auch außerdem fast nur ein Drittel so viel wie Green Glue. Green Glue ist so teuer, weil es genau für diesen Einsatzzweck/Studiobau entwickelt wurde. Sikaflex ist das nicht, funktioniert aber als wäre es das.

Aber versteht mich nicht falsch: Wollt ihr eure Isolation von zwei Gipskartonschichten deutlich verbessern ohne viel Platz zu verlieren ist Green Glue Noiseproofing Compound seit Jahren das beste (aber auch teuerste) auf dem Markt erhältliche Produkt. Es gibt viele Tests mit Alternativen, welche allesamt nicht ansatzweise dieselben Eigenschaften zeigen. Für diesen Zweck ist es also unangefochten empfehlenswert (Stand 2018).

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